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Gesellschaft, Gestaltung, #SDnue

Forum #1 - Design anders denken
Gesellschaftliche Herausforderungen im Zeitalter des egozentrischen Weltbilds. Wie kann Design Partizipation und gemeinschaftliches Gestalten fördern?

Nachbericht


Obdachlose und Demenzkranke, Bürgerinitiativen und ein spekulatives Abendessen

SDNue #1 Design anders denken - Referentinnen und Initiatoren
SDNue #1 Design anders denken - Begrüßung durch Sabine Schweigert
SDNue #1 Design anders denken - Publikum im Spielzeugmuseum

Mitschnitt der gesamten Veranstaltung hier verfügbar (Registrierung erforderlich)

Das #SDNue Social Design Forum Nürnberg blickt auf seine Auftaktveranstaltung „Design anders denken“ am 8. März 2023 zurück. In der Expertinnenrunde im suggestiven Foyer des Spielzeugmuseums Nürnberg begrüßten Sabine Schweigert und Stefan Wacker, Initiatoren und Moderatoren von #SDNue, Prof. Birgit Mager, Co-Founder und Präsidentin des International Service Design Networks, Service Design Spezialistin, Universitätsprofessorin, Karianne Fogelberg, Designtheoretikerin, Kuratorin und Partnerin bei UnDesignUnit München, Diana Cürlis, Münster School of Design, Dipl. Kommunikationsdesignerin, wiss. Mitarbeiterin AWIW – Arbeiten wie ich es will und Rike Pätzold, Spezialistin für Emergenz, partizipative Zukunftsgestaltung und Komplexität.

Einleitende Begrüßungsrunde

Eröffnet wurde der Abend mit Grußworten von Prof. Karin Falkenberg, Direktorin des Spielzeugmuseums, und Nadine Vicentini, Managing Director von bayern design, dem bayerischen Kompetenzzentrum für Design, das als sponsernder Kooperationspartner auftrat.

Um die geplante Diskussionsrunde und das Netzwerken an diesem Abend unkompliziert zu gestalten, folgte darauf eine Hashtag-Vorstellungsrunde des gut 50-köpfigen Publikums, das neben Fachleuten aus Unternehmen und IHK auch Freiberufler*innen, Studierende, Vertreter*innen der Stadt Nürnberg und viele weitere Interessierte umfasst.

Die Impulse der Expertinnen

Wie kann es gelingen, Gesellschaft inklusiv, partizipativ und fair zu gestalten, so die zentrale Fragestellung des Abends. Best Practices und Wissen aus der eigenen akademischen Arbeit vermittelten die Expertinnen abwechselnd in Impulsvorträgen und im individuellen Interview.

Prof. Birgit Mager, die weltweit als Pionierin im Bereich Service Design gilt, berichtete über das erste Projekt, das sie im fernen 1995 an der Technischen Hochschule Köln initiierte. Im Rahmen des von ihr geschaffenen Lehrstuhls für Service Design wurde ein Projekt für Obdachlose ins Leben gerufen, das zur Co-Kreation einlud. Man arbeitete mit den Obdachlosen, begleitete sie durch den Tag und schuf gemeinsam mit ihnen Strukturen und Dienstleistungen, die den Betroffenen ein würdiges und vor allem von ihnen gewolltes und akzeptiertes Umfeld gestaltete. Noch heute basieren die Initiativen für Obdachlose auf den Strukturen von damals.

Auf den Bildvortrag von Birgit Mager folgte ein Interview mit Karianne Fogelberg, deren berufliche Laufbahn mit einem Studium der European Studies begann. Dank eines Aufbaustudiengangs in Design History war Fogelberg lange Jahre dem akademischen Umfeld treu, ehe sie mit ihrer Geschäftspartnerin Sarah Dorkenwald die UnDesignUnit München gründete, um sich der Praxis zu nähern.

Dies gelingt ihnen innerhalb von Ausstellungsprojekten ebenso, wie beispielsweise mit dem Speculative Dinner München, an dem experimentelle Gerichte einen wortwörtlichen Vorgeschmack auf das geben, was Kulinarik in Zukunft bedeuten könnte. So sollen Möglichkeiten aufgetan, erprobt, weiterentwickelt, verworfen oder neu gedacht werden.

Fortgesetzt wurde die Impulsreihe durch Diana Cürlis, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Münster School of Design Projekte für marginalisierte Gruppen betreut. Als Fallstudie brachte sie „Demenz-Dinge“ mit, ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit Co-Designern, also mit den Demenzkranken selbst und deren Angehörigen, Objekte und Lösungen ersann, um deren Alltag zu bereichern und die Betroffenen geistig und körperlich angemessen zu fördern. Zu berichten gab es von kreativen Spielen in Anlehnung an handwerkliche Hobbys ebenso, wie von rudimentären Plüschobjekten, die durch Arduinos in Bewegung geraten und so das längst verlorene Fürsorgeverhalten der Demenzkranken zu stimulieren vermögen. Spannend zu beobachten, so Cürlis, wie bei derartigen Projekten nicht nur die Co-Designer ins Vertrauen kommen müssen, sondern auch die Studierenden Selbstvertrauen aufbauen müssen, um in einem derart sensiblen Umfeld kreativ werden zu können.

Den Abschluss der Impulsbeiträge machte das Interview mit Rike Pätzold, die sich mit dem Thema Emergenz und Komplexität befasst. Dabei unterstrich sie, dass ihr beruflicher Ansatz immer ergebnisoffen ist und sie sich selbst als Raumschaffende sieht, die das geeignete Umfeld für gestaltende Prozesse innerhalb unterschiedlicher Gruppen schafft. Die aber durchaus auch solche Gruppen erst ins Leben ruft und zum Wachsen befähigt. Beispielhaft hierfür berichtete Pätzold von einer Bürgerinitiative im Raum Ebersberg, die sie seit knapp drei Jahren betreut. Hier gelte es nun vor allem, die kommunikativen Hürden zwischen Bürgerinitiative und Lokalpolitik zu überwinden. In München hingegen freut sich Pätzold über das rege Interesse am örtlichen Chapter von Speculative Futures, dessen Co-Initiatiorin sie ist. „Wie kommt das Neue in die Welt?“ ist ein beliebtes Zitat von Rike Pätzold, ihre Arbeit ein Rahmen, um genau diese geschehen zu lassen.

Die Diskussionsrunde

In der Gesprächsrunde unter den Expertinnen und anschließend mit dem Publikum ist eine wiederkehrende Frage die der Begrifflichkeiten: wenn es Service Design in der Form, wie Prof. Mager berichtet, bereits seit den 1990er Jahren existiert und historisch gesehen gesellschaftliche Gestaltung bereits im Bauhaus und anderen Bewegungen verankert war, braucht es dann den Begriff des Social Design überhaupt? Wie muss die Ausbildung junger Designer neu ausgerichtet werden, um den aktuellen Herausforderungen der Gesellschaft gerecht werden zu können?

Eine weitere zentrale Frage der Gesprächsrunde drehte sich um Service Design in Kommune und Verwaltung. Wie kann praxisnahe Gestaltung gelingen, wenn Auflagen, Richtlinien und Bürokratie dem oftmals entgegenstehen? Müssten politische Gremien nicht immer auch Service Designer teilhaben lassen, um ein Gelingen der gesellschaftlichen Veränderung zu garantieren? Und wer zahlt das alles überhaupt?

Der komplette Mitschnitt des Abends mit diesen und weiteren interessanten Inhalten und Fragen wird zeitnah in der #SDNue Mediathek zur Verfügung stehen.

Auch weitere Inhalte wie Blogbeiträge und weiterführende Dokumentationen sind in Arbeit, und sollen versuchen, zumindest mögliche Antworten, wenn auch keine finalen Lösungen, im Rahmen des Social Design Forums Nürnberg zu eröffnen.

Das nächste Social Design Forum findet voraussichtlich am 4. Juli 2023 im Rahmen des Nürnberg Digital Festivals statt – Thema: „Gamification – Spielend durch den Alltag“

Dies war die Veranstaltungsankündigung

SDNue Event Visual Edition #01 Design anders denken
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  • 08.03.23
  • 18:30:00
  • Spielzeugmuseum Nürnberg
  • 0 €
  • Prof. Birgit Mager
    Karianne Fogelberg
    Rike Pätzold
    Diana Cürlis
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Logo bayern design

bayern design unterstützt dieses #SDNue Social DesignForum als Kooperationspartner.
Herzlichen Dank!

 

Seit jeher organisieren sich Zivilisationen, um Leben und Überleben zu ermöglichen und zu sichern. Die unterschiedlichen Gestaltungsentwürfe basieren dabei auf den jeweiligen Wertesystemen der Kulturkreise. Kulturkreise, die sich zunehmend mischen und beeinflussen. Zugleich stehen wir immer neuen Herausforderungen gegenüber: die einen lokal zu verorten, die anderen global. Wie kann es da gelingen, Gesellschaft inklusiv, partizipativ und fair zu gestalten? Oder ist Gestaltung im bisherigen Sinne gar nicht mehr möglich, weil VUCA jetzt Realität geworden ist, weil Komplexität und Ambiguität dominieren und die “alten Rezepte” nicht mehr funktionieren?

Im eigenen Land merken wir: Politik scheint oft nur noch auf Ereignisse zu reagieren statt sie zu lenken. Konturen von Parteien, die für große Visionen und Ideen standen, verschwimmen zur Unkenntlichkeit. Religionen und Glaubensgemeinschaften verlieren ihre Bedeutung oder radikalisieren sich. Wie kann nun der Zusammenhalt der Gesellschaft dennoch gelingen? Sind es die gestaltenden Disziplinen, die den Schlüssel zum Erfolg bieten können?Weil sie einen methodischen Ansatz bieten, der sich unabhängig von vorgefassten Ideologien macht und stattdessen über Theorie und Empirie parallel Lösungen andenkt, erprobt und weiterentwickelt oder gegebenenfalls auch verwirft?

Auf welche Methoden und Disziplinen können wir denn zurückgreifen, um Gesellschaft neu zu gestalten? Wie können wir dabei konstruktiv die Erfahrungen verschiedener Kulturen und Systeme nutzen und sie integrieren? Wie aus der Praxis lernen von denen, die sich bereits engagieren? Funktionierendes übertragen, ohne ständig das berühmte Rad neu zu erfinden? Ist “Social Design” dieser Ansatz oder nur die nächste Sau, die gerade durch’s Dorf getrieben wird? Und sind die Gestalter, die Designer, die gestaltenden Disziplinen überhaupt bereit für diese Aufgaben? Wie und von wem müssten sie bei ihrer Arbeit begleitet werden und wie bereits in ihrer Ausbildung darauf vorbereitet werden?

Das alles möchten wir in unserem Social Design Forum #1  diskutieren. Dabei entsteht der Diskurs des Abends nicht durch eine Keynote, sondern durch verschiedene Perspektiven. Perspektiven, zu denen am 8. März folgende Expert:innen bei uns im Forum ihren Beitrag leisten:

  • Prof. Birgit Mager, Co-Founder und Präsidentin des International Service Design Networks, Service Design Spezialistin, Universitätsprofessorin
  • Diana Cürlis, Münster School of Design, Dipl. Kommunikationsdesignerin, wiss. Mitarbeiterin AWIW – Arbeiten wie ich es will
  • Karianne Fogelberg, Designtheoretikerin, Kuratorin und Partnerin bei UnDesignUnit München
  • Rike Pätzold, Spezialistin für Emergenz, partizipative Zukunftsgestaltung und Komplexität

Moderiert von den Preisträgern des Deutschen Demografie Preises 2021 in der Kategorie Sonderpreis Next Practice.

Das  Forum findet von nun an regelmäßig im Spielzeugmuseum Nürnberg statt.
Wir freuen uns sehr über diese Kooperation.

 

Was ist #SDNue, das Social Design Forum Nürnberg?

#SDNue als Social Design Forum Nürnberg ist eine Weiterentwicklung der Service Design Drinks Nürnberg und will vierteljährlich gesellschaftliche Themen aus dem Blickwinkel der Disziplin des Social Design beleuchten. Impulsvorträge, Expertenrunde, Diskussionsrunde und Netzwerken, konzentriert und partizipativ an einem lebendigen, befruchtenden Abend.

Mit der Edition #1 greifen wir die (Service) Design-Tradition unserer Veranstaltungsreihe auf und wollen mit dem Blick auf „Design anders denken“ gewissermaßen die Basis legen für unsere weiteren gesellschaftlichen Themen. Wir freuen uns auf diesen Diskurs!

 

Wie läuft der Abend ab?

  • Mittwoch, 8. März 2023, von 18.30 Uhr bis 21.30 Uhr
  • Spielzeugmuseum Nürnberg, Karlstraße 13-15
  • ab 18.00 Uhr: Eintreffen
  • 18.30 Uhr: Begrüßung durch Stefan Wacker und Sabine Schweigert und allgemeine Vorstellungsrunde
  • 18.50 Uhr: Impulsvorträge der Expert*innen
  • 19.30 Uhr Moderierte Gesprächsrunde zum Erarbeiten kontrastierender Meinungen und/oder gemeinsamer Erkenntnisse und/oder Erfahrungsaustausch
  • 20.30 Uhr: Offene Diskussionsrunde, gemeinsam mit dem Publikum
  • 21.00 Uhr: Informelles Beisammensein mit Netzwerken
  • 21.30 Uhr: Offizielles Ende
  • Hier anmelden

 

Wann und wo kann ich mehr zum Thema erfahren?

Im #SDNue Blog werden vor und nach dem Forum #1 Artikel zum Thema erscheinen. Auch ein zusammenfassendes Video, Bildstrecken, Zitate- und Infosammlungen werden auf sdnue.de verfügbar sein.

Die Referierenden

Prof. Birgit Mager

Prof. Birgit Mager

Präsidentin des International Service Design Networks

Karianne Fogelberg, , Referentin bei #SDNue

Karianne Fogelberg

Designtheoretikerin und Kuratorin, UnDesignUnit

Rike Pätzold, Referentin bei #SDNue

Rike Pätzold

Leitung am Institut für praktische Emergenz

Diana Cürlis, Referentin bei #SDNue

Diana Cürlis

Design Researcherin & Social Designerin, Münster School of Design