Nachbericht
Generalprobe absolviert – Mit dem Thema Digital Wisdom hat #SDNue Social Design Nürnberg sein erstes, diskussionsreiches Forum bestritten.
Entstanden aus dem Erfahrungsschatz und Erfolg von vier Jahren und 16 Ausgaben Service Design Drinks Nürnberg und mit geweitetem Blick von unternehmerischen auf gesellschaftliche Anforderungen, von reinem Service Design auf multidisziplinäre gestalterische Disziplinen: so hat es mit der Edition Zero zum Thema Digital Wisdom seine Generalprobe absolviert – das #SDNue Social Design Forum Nürnberg.
Im unkonventionellen Rahmen des Foyers des Spielzeugmuseums Nürnberg begrüßten die #SDNue-Initiatoren Sabine Schweigert und Stefan Wacker sowie die Leiterin des Hauses Prof. Karin Falkenberg die Referentinnen Dr. Melanie Stephan, Medienpädagogin an der FAU , Mareen Bähr, Leitung des Fachbereichs Quartiersentwicklung und Seniorennetzwerke im Seniorenamt der Stadt Nürnberg und Jana Groß vom SES Senior Experten Service. Sie alle brachten vor einer kleinen, bunten und diskussionsfreudigen Runde an Gästen ihr Wissen und vielschichtige Erfahrungen ein, um anschließend unterschiedliche Blickwinkel zu diskutieren.
Dazu sollte auch das Publikum kein unbekanntes bleiben. Nach den obligatorischen Begrüßungen durch Veranstalter und Gastgeber gab es für die Gäste die Möglichkeit, sich namentlich und per Hashtag vorzustellen. Ein Eisbrecher, der den Service Design Drinks entstammt und der sich auch an diesem Abend als mehr als effizient erweisen sollte.
Wissen und Erfahrungen als Opener
Die Vortragsrunde nahm ihren Anfang mit Referentin Mareen Bähr, die von der Arbeit der ehrenamtlichen Digitallotsen in Nürnberg erzählte. Deren Aufgabe ist es, Senioren, die noch nie im direkten Kontakt mit digitalen Medien gestanden waren, zu helfen, die ersten Hürden auf dem Weg zu Messengerdiensten und ins Internet zu nehmen. Dabei unterstrich Bähr, dass dieser begleitete Weg mitunter beim reinen Einstecken des Ladekabel für ein Handy beginnen kann, aber auch beim Eröffnen eines E-Mail-Accounts und bei der Registrierung für Impftermine. Alles, was jenseits derartiger Grundlagen für Offliner ist, wird dann in die Hände unterschiedlichster initiativen im Stadtgebiet übergeben, von sogenannten Tandems über Digitalcafes bis hin zu Computerclubs und mehr. Und davon, so Bähr, gebe es viele, die zudem untereinander gut vernetzt seien. Vielmehr, so unterstrich die Expertin, fehlten öffentliche Treffpunkte mit kostenlosem WLAN. Was die Hardware angeht, so berichtete Bähr, dass die Stadt Nürnberg die Möglichkeit bietet, Geräte zu leihen und diese sogar für eine dauerhafte Nutzung abzulösen. All dies und vieles mehr als Angebot zum niedrigschwelligen Einstieg. Ein Format der Hilfe zur Selbsthilfe.
Auch die zweite Referentin Jana Groß, Repräsentantin des SES für Franken, beschäftigt sich mit Seniorenarbeit im Ehrenamt. Ihre Organisation entsendet pensionierte Fachkräfte unterschiedlichster Bereiche in Schwellen- und Entwicklungsländer, wird aber auch im Inland aktiv, beispielsweise durch Unterstützung bei der Ausbildung. Und nicht zuletzt wurde die Organisation um das Segment 30+ erweitert, das auch Menschen mittleren Alters während einer Berufspause vermittelt. Auch hier, so Jana Groß, steht die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund. Herausforderungen werden analysiert, Lösungsansätze auf die Wege gebracht und die Verantwortlichen und Beschäftigten vor Ort derart begleitet, dass sie mit neuem Wissen, neuen Impulsen und langfristig wirksamen Methoden selbstständig weiter gestalten können. Beachtlich, so Groß, ist die Zufriedenheitsrate der Auftraggeber, die bei stolzen 95% liegt.
Wissensvermittlung als Profession, so könnte man zur dritten Referentin Dr. Melanie Stephan überleiten. Sie ist Medienpädagogin am Lehrstuhl für Pädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Hier begleitet sie Lehramtsstudierende darauf vor, wie man Schülern einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien vermittelt. Zudem koordiniert sie das DigiLLab der Universität, das sich der Entwicklung, Erprobung und Erforschung von Konzepten für das Lehren und Lernen unter den Bedingungen der Digitalität im (Fach-)Unterricht aller Lehrämter widmet. Sie spannte den Bogen zu den anderen Referentinnen, indem sie feststellte: die Herausforderungen der Annäherung an das Thema Digitalisierung ähneln sich in allen Altersgruppen, denn was zählt, sind die Hintergründe der Personen in punkto Bildung und sozialer Hintergrund. Was es gilt, ist also, einen Digital Divide zu überwinden, eine Kluft, die nicht vom Alter bestimmt ist.
Moderierte Expertenrunde und beherzte Diskussion
Die anschließende Gesprächsrunde unter den Expertinnen zeigte das gegenseitige Interesse an Austausch auf. Da trifft ein akademisches Umfeld auf konkrete Einsätze und praktische Erfahrungen, sodass die gegenseitige Neugierde spürbar wird. Erfahrungsräume schaffen ist eines der Stichworte, das dabei sehr schnell fällt.
Und auch das Publikum fühlte sich schnell vom Thema involviert, sodass sich der Diskurs bald weitet. Da reden, philosophieren und diskutieren Coder und Digitallotsen, Designer und Computerexperten, Bankfachleute und Teilnehmer aus anderen Berufssparten im ständigen Wechsel und Austausch mit den Experten. Weshalb werden die immer gleichen Fragestellungen aufgegriffen, interveniert ein Gast. Woraufhin andere feststellen, dass die Lösung noch nicht für alle Menschen gefunden ist und sich die Herausforderungen ständig wandeln. Da wird in Bezug auf Erfahrungsräume angedacht, welche Unternehmen – nämlich die Banken in ihren vereinsamten Filialen – derartige Räume schaffen könnten.
Und es wird klar: Hürde ist nicht gleich Hürde. Während Offliner noch mit dem Einschalten des Handys kämpfen, schrecken andere vor dem Online-Banking zurück und wieder andere befinden sich auf dem Weg in virtuelle Welten, hadern mit dem Zocken ihrer Kinder und den Bedrohungen durch Cybermobbing und andere Übergriffe und Betrug im Netz.
So wird klar: es bedarf einer digitalen Grundbildung. Ob und wie diese aussehen kann und ob sich die Methode dann exemplarisch auch in andere Kulturkreise übertragen ließe? Der Abend ist leider zu kurz, um so tief in das Thema einzusteigen und endet daher nach gut zwei Stunden in individuellen Gesprächen beim Netzwerken und geselligem und kulinarischem Beisammensein.
Edition Zero – und dann?
Die Wissbegierde der Veranstalter von #SDNue ist somit noch nicht gestillt. Und das soll sie auch nicht, denn #SDNue heißt auch, Themen vielfältig zu durchleuchten und aufzubereiten. Im #SDNue-Blog und auf der Veranstaltungsseite folgen daher nicht nur eine Fotogalerie des Abends, sondern auch weitere Beiträge zum Thema, mit Analysen und Interviews. Dranbleiben lohnt sich.
Zudem werden zeitnah die ersten Details zur Edition #01 bekannt gegeben, die eine Brücke zwischen Service und Social Design spannen wird. Und die sich mit Neuerungen im Format auf ein wachsendes Publikum freut.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN ZUM THEMA
DIGITAL WISDOM UND DIE FRAGE, WIE WIR DIGITALE TEILHABE BEFÄHIGEN
Dies war die Veranstaltungsankündigung
- 22.09.22
- 18:30:00
- Spielzeugmuseum Nürnberg
- 0 €
- Mareen BährJana GroßDr. Melanie Stephan
Die Jungen, die sich problemlos im digitalen Raum bewegen, und die Alten, die sich nur mit Mühe zurechtfinden oder gar verloren sind? So einfach ist die Welt schon lange nicht mehr.
Um uns das Digitale verantwortungsvoll zu eigen zu machen, brauchen wir alle neben technischen Fähigkeiten ein Quäntchen „Digital Wisdom“: Reflektiertheit. Doch woher gewinnen wir diese „Weisheit“? Was können die unterschiedlichen Generationen dazu beitragen? Oder ist es am Ende gar kein Generationenthema? Verläuft die Grenze zwischen Heimat und Neuland ganz woanders? Und wie gestaltet man eine kollektive Digital Wisdom?
Das alles möchten wir in unserer „Edition Zero“ des neuen #SDNue Social Design Forums Nürnberg diskutieren. Dabei entsteht der Diskurs des Abends nicht durch eine Keynote, sondern durch verschiedene Perspektiven. Perspektiven, zu denen am 22. September folgende Expertinnen bei uns im Forum ihren Beitrag leisten:
- Mareen Bähr, Stadt Nürnberg, Leitung Fachbereich Quartiersentwicklung und Seniorennetzwerke, Projekt „Wege in die Digitale Welt für Ältere“
- Jana Groß, Senior Experten Service SES, Vertretung Ober-, Mittel- und Unterfranken, ehrenamtliche Vermittlung von Expertise an Firmen und Azubis im In-und Ausland
- Dr. Melanie Stephan, FAU Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik, Koordinatorin des Labors für digitales Lehren und Lernen (DigiLLab), Schwerpunkte Digitale Grundbildung und Innovative Lernumgebungen
Moderiert von den Preisträgern des Deutschen Demografie Preises 2021 in der Kategorie Sonderpreis Next Practice.
Das #SDNue Social Design Forum findet im Spielzeugmuseum Nürnberg statt und darüber freuen wir uns sehr. Denn: „Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden. Sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.“ (*) Möglicherweise gilt dasselbe für die Digitalisierung …?
Wir jedenfalls finden, das passt sehr gut zu unserem Thema!
(*) Oliver Wendell Holmes Sr., Zitat aus der Nachhaltigkeitsstrategie des Spielzeugmuseums
Was ist #SDNue, das Social Design Forum Nürnberg?
#SDNue als Social Design Forum Nürnberg ist eine Weiterentwicklung der Service Design Drinks Nürnberg und will vierteljährlich gesellschaftliche Themen aus dem Blickwinkel der Disziplin des Social Design beleuchten. Impulsvorträge, Expertenrunde, Diskussionsrunde und Netzwerken, konzentriert und partizipativ an einem lebendigen, befruchtenden Abend.
Die Edition Zero ist der Auftakt und Start für das #SDNue Social Design Forum Nürnberg. Zum Thema „Digital Wisdom“ versammelt #SDNue Vertreterinnen verschiedener Institutionen, Initiativen und Vereine aus den Themenfeldern Digitalisierung, Medien und Kommunikation. Die Teilnahme und das Mitdiskutieren von Menschen aller Altersgruppen ist ausdrücklich erwünscht. Wir freuen uns auf den Diskurs!
Wie läuft der Abend ab?
- Donnerstag, 22.09.2022, von 18.30 Uhr bis 21.30 Uhr
- Spielzeugmuseum Nürnberg, Karlstraße 13-15
- ab 18.00 Uhr: Eintreffen
- 18.30 Uhr: Begrüßung durch Stefan Wacker und Sabine Schweigert und allgemeine Vorstellungsrunde
- 18.50 Uhr: Impulsvorträge der Expert*innen
- 19.30 Uhr Moderierte Gesprächsrunde zum Erarbeiten kontrastierender Meinungen und/oder gemeinsamer Erkenntnisse und/oder Erfahrungsaustausch
- 20.30 Uhr: offene Diskussionsrunde, die auch das Publikum involviert
- 21.00 Uhr: informelles Beisammensein mit Netzwerken
- 21.30: offizielles Ende
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Wann und wo kann ich mehr zum Thema erfahren?
Im #SDNue Blog werden vor und nach der Edition Zero, dem ersten #SDNue Social Design Forum, Artikel zum Thema erscheinen. Auch ein zusammenfassendes Video, Bildstrecken, Zitate- und Infosammlungen werden auf sdnue.de verfügbar sein.